Gut? Schlecht? Wer weiß das schon?

Wie wir mit unseren Bewertungen ganz schön daneben liegen können

Herzlich Willkommen zum heutigen Artikel. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du eine wunderbare Woche erlebt hast. Mit viel Freude im Herzen und voller Leichtigkeit und neuer Gelassenheit. 

Zum Abschluss der Reihe über die Bewertungen (hier ist Teil 01 & Teil 02)möchte ich dir heute eine Geschichte schenken. Eine Geschichte, die wunderbar deutlich macht, dass das was wir subjektiv als richtig erachten, objektiv gesehen noch lange nicht richtig sein muss. Doch lies selbst:

Gut? Schlecht? Wer weiß das schon?

Eine Geschichte frei nach Ajahn Brahm

„Vor langer, langer Zeit hatte sich einmal ein König in den Finger geschnitten.. Er rief seinen Leibarzt, der ihn auf der Jagd immer begleitete und ließ sich einen Verband anlegen. „Aber das wird doch wieder gut, oder?“, fragte der König. „Gut? Schlecht? Wer weiß das schon?“, antwortete der Arzt. 

Die Jagd wurde fortgesetzt. Als sie in den Palast zurückkehrten hatte sich die Wunde infiziert. Also verlangte der König ein weiteres Mal nach seinem Leibarzt. Dieser reinigte die entzündete Stelle, trug behutsam eine Wundsalbe auf und erneuerte den Verband. „Aber das wird auch wirklich wieder gut?“, fragte der König, der allmählich etwas ängstlich wurde. „Gut? Schlecht? Wer weiß das schon?“, antwortete der Arzt auch diesmal.

 

Ein Kind malt "DANKE" mit Kreide auf das Pflaster

Der König machte sich nicht grundlos Sorgen, denn innerhalb der nächsten Tage wurde die Entzündung so schlimm, dass der Finger amputiert werden musste. Aus Zorn auf seinen inkompetenten Leibarzt brachte ihn der König höchstpersönlich in den Kerker und sperrte ihn in eine Zelle. „Und wie ist es so im Gefängnis, Doktor?“ „Im Gefängnis Majestät? Gut? Schlecht? Wer weiß das schon?“, entgegnete der Arzt mit einem Achselzucken. Der ist ja nicht nur unfähig, sondern auch nicht ganz bei Trost, dachte der König.

Als die Amputationswunde nach einigen Woche ausgeheilt war, begab sich der König erneut auf die Jagd. Während er der Fährte eines Tieres folgte, wurde er von der übrigen Jagdgeselschaft getrennt und verirrte sich im Wald. Dabei fiel er den Angehörigen eines Eingeborenenstammes in die Hände. 

Es war ihr Feiertag und nun hatten sie ein Opfer gefunden, das sie ihrem Dschungelgott darbringen konnten. Sie banden den König an einen Baum und während die Waldbewohner schon die Messer wetzten, begann ihr geistliches Oberhaupt zu singen und zu beten. Schließlich griff der Priester zum Messer, um dem König die Kehle durchzuschneiden. Als er plötzlich inne hielt und rief: „Nicht, dieser Mann hat nur neun Finger! Er ist nicht gut genug, um ihn unserem Gott zu opfern. Lasst ihn frei!“ 

In den nächsten Tagen gelang es dem König sich zum Palast durchzuschlagen. Dort angekommen suchte er sofort den Kerker auf, um sich bei seinem weisen Arzt zu bedanken. „Wegen dieses ganzen gut? schlecht? Wer weiß das schon, war ich geneigt euch für dumm zu halten. Jetzt aber weiß ich, dass ihr recht hattet. Dass ich meinen Finger eingebüßt habe, war gut, es hat mir das Leben gerettet. Schlecht aber war es von mir, euch ins Gefängnis zu sperren. Es tut mir leid.“ 

„Was meint ihr Majestät? Wäre ich nicht im Kerker gewesen, wäre ich ebenfalls auf der Jagd gewesen und wäre ebenfalls gefangen genommen worden. Und im Gegensatz zu euch habe ich noch alle meine Finger…“

Gut? Schlecht? Wer weiß das schon? Wie oft in unserem Alltag bewerten wir eine Situation oder ein Verhalten als richtig oder falsch und wie häufig können wir gar nicht wissen, ob wir richtig liegen mit unserer Einschätzung?

Beobachten oder Anstarren – Kompetenz oder Schwäche?

Maria Aarts, die Begründerin von Marte Meo erzählt dazu immer wieder eine Geschichte aus ihrer eigenen Kindheit:

Sie ist mit vielen Geschwistern in einem Pfarrershaushalt aufgewachsen und Sonntags machte die Familie immer wieder Besuche. Dabei beobachtete Maria Aarts gerne die Menschen anstatt mit den anderen Kindern zu spielen. Ihre Mutter hat ihr das verboten, weil es sich ihrer Meinung nach nicht gehörte, die anderen Menschen so anzustarren.

Jahrzehnte später war die Mutter bei der Eröffnung eines MarteMeo-Centers dabei und sagte anschließend zu Maria Aarts: „Maria, das hast du klug angestellt. Wenn du schon nicht aufhören konntest, die Leute anzustarren, hast du wenigstens einen Beruf daraus gemacht.“

Wir können einfach nicht wissen, welcher Diamant in einem Kind verborgen liegt. Welches besondere Talent gerade in diesem einen Kind schlummert und zum Leben erweckt werden will. Und nicht immer zeigen sich die besonderen Fähigkeiten auf den ersten Blick, nicht alle Talente sind so sichtbar wie Sportlichkeit oder Musikalität. Manchmal ist es eine besondere Art die Welt zu sehen, die Fähigkeit, die eigenen Gefühle auszudrücken, sich Dinge gut merken zu können und vieles andere mehr.

Als Babies sind wir alle genial

Gerald Hüther konnte zeigen, dass wir als Babies alle Genies sind. Und dass im Alter von 25 Jahren nur noch 2% aller Menschen genial sind. Wobei Genialtiät die Fähigkeit zu unangepasstem Denken meint. Kreativ um die Ecke denken können, neue Lösungen für Probleme finden, die Welt aus verschiedenen Perspektiven betrachten können – all das sind Kompetenzen, die Kinder in der heutigen Welt dringend benötigen.

Indem wir uns auf Schatzsuche nach der Goldmine im Inneren jedes einzelnen Kindes machen und uns mehr und mehr von unseren althergebrachten Bewertungen verabschieden, legen wir einen bedeutsamen Grundstein für die Entwicklung dieser Kompetenzen.

Den Diamant in jedem Kind entdecken

Durch die rosarote Brille schauen und in jedem Kind den Diamanten entdecken und für andere sichtbar machen ist so erfüllend. Dann kannst du dich entspannen und dich mit jedem Kind an seinen Fähigkeiten und Kompetenzen erfreuen. Und seien wir doch mal ehrlich. Ich kann nicht alles und du auch nicht. Jeder von uns ist in einigen wenigen Dingen wirklich gut, manches können wir ein bisschen und vieles können wir gar nicht. 

Oder wie gut bist du im Einrichten von WLAN Netzwerken, im Austauschen von Bremsen beim Auto oder beim Reparieren von Heizungen? Lasst uns doch einfach aufhören Kinder und ihre Kompetenzen in gut und schlecht einzuteilen und lasst uns stattdessen das Leben feiern. Denn wir wissen heute noch gar nicht, zu welchen Höhenflügen das einzelne Kind fähig ist. Vielleicht betreust du in deiner Kita den nächsten Picasso, den Steve Jobs von übermorgen oder den zukünftigen Bundespräsident. Wir wissen es nicht. 

Wir wissen nur, dass das einzelne Kind umso besser werden wird in seinem ganz speziellen Fachgebiet, je mehr Menschen an dieses Kind glauben, je mehr Bestätigung es erfährt und je häufiger es ermutigt und stark gemacht wird.

Und weil Geben seliger macht als Nehmen profitierst auch du davon, wenn du dich auf die Suche machst nach dem Diamanten in jedem Kind. Einfach weil es Freude macht und weil du dich entspannen kannst. Denn Gut? Schlecht? Wer weiß das schon!

In diesem Sinne wünschen wir dir eine wunder-volle Woche und lass dein Glück strahlen!  

Danke 🙂

…dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Artikel zu lesen.

Hat er dir gefallen? Hast du eigene Erfahrungen dazu, oder eine Frage? Dann schreib´ uns hier in die Kommentare, das würde mich riesig freuen!

Und denk immer daran: Wenn die Erzieher glücklich sind, geht es den Kindern gut. Und gemeinsam schaffen wir eine Welt, in der es sich zu leben lohnt!

Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Tag!

unterschrift-uli

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