Die heimliche Leitung deiner Kita

Hallihallo und herzlich Willkommen zum Artikel von dieser Woche!

 

Heute geht es um KollegInnen und MitarbeiterInnen oder Eltern und Kinder, die in dir negative Gefühle auslösen.

Ich denke, das kennen wir alle: Menschen in deren Gesellschaft wir uns nicht so wohl fühlen: Wir ärgern uns über die Kollegin, die immer und immer wieder Absprachen nicht einhält oder als Leitung störst du dich vielleicht an MitarbeiterInnen, die unzuverlässig sind oder deine Entscheidungen wiederholt in Frage stellen.

Manche Kinder drücken bei uns die sogenannten roten Knöpfe und es gibt Eltern, wenn die zur Tür hereinkommen, sind plötzlich alle ErzieherInnen verschwunden :-)))

Lasst uns mal gemeinsam einen Blick darauf werfen, was genau in solchen Situationen passiert:

  1. Eine andere Person zeigt ein bestimmtes Verhalten
  2. Du ärgerst dich oder reagierst mit einem anderen negativen Gefühl
  3. Dir geht es schlechter – weil du dich ärgerst
  4. Dein weiteres Verhalten wird durch deine Emotionen und deine Erwartungen gesteuert
  5. Du gibst der anderen Person Macht über dich

Diese fünf Punkte wollen wir uns jetzt einmal gemeinsam anschauen. Und damit es von den Beispielen her nicht zu chaotisch wird, möchte ich es am Beispiel einer „schwierigen“ Mitarbeiterin aufziehen.

Stell dir also für den Moment mal vor, Sabine ist die Leitung eines Teams und sie hat eine Mitarbeiterin – Tine –  die ihr in Teamsitzungen den letzten Nerv raubt, weil sie ihre Argumente zehnmal wiederholt und immer auf ihrem Standpunkt beharrt.

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1. Tine zeigt ein Verhalten

Sabine und ihr Team haben Dienstbesprechung, es geht um das bevorstehende Laternenfest und die Mitarbeiterin Tine will unbedingt, dass das Fest wie letztes Jahr gestaltet wird. Die anderen MitarbeiterInnen würden die Bewirtung gerne dem Elternausschuss übertragen, doch Tine vertritt den Standpunkt, dass das die Aufgabe des Teams sei, da die Kita das Fest ausrichtet.

 

2. Wie reagiert Sabine?

Je unruhiger das Team und je angespannter die Situation wird, desto genervter wird Sabine. Sie ärgert sich über das Verhalten von Tine und würde am liebsten mit der Faust auf den Tisch hauen, um ein Machtwort zu sprechen.

Sabine will Tine aber auch nicht auflaufen lassen. Warum nur versteht Tine nicht, dass ihr Vorschlag nicht mehrheitsfähig ist? Gleichzeitig entsteht eine deutlich schlechte Stimmung im Team und die Sitzung wird ergebnislos beendet.

 

3. Der Ärger macht was mit Sabine

Aus dieser Dienstbesprechung geht Sabine mit einem unguten Gefühl nach Hause. Sie ist unzufrieden und verärgert und in Sorge, wie das weitergehen wird. Sabine findet das Verhalten der Mitarbeiterin einfach nur anstrengend und sie versteht nicht, warum Tine immer wieder so uneinsichtig und stur ist.

 

4. Wie wird Sabine sich weiterhin verhalten?

Am nächsten Morgen ist der Ärger noch nicht verflogen und Sabine kommt schon angespannt in die Kita. Sie hat keine große Lust auf weitere Gespräche mit Tine und geht ihr erstmal aus dem Weg.

Sie will sich erstmal darüber klar werden, wie sie in dieser Situation weiterkommen kann. Verschiedene MitarbeiterInnen bitten um ein Gespräch und der ganze Tag wird von den Ereignissen am letzten Abend überschattet.

Verschiedene MitarbeiterInnen machen ihrem Ärger über Tine in Einzelgesprächen Luft, das kennt ihr bestimmt alle.

Fakt ist, dass, das Verhalten von Tine Auswirkungen auf das ganze Team hat. Einzelne MitarbeiterInnen wenden sich von Tine ab, andere geben ihr Recht, wieder andere versuchen sie zu überzeugen.

Sabine wird das Gespräch mit Tine suchen um eine Lösung zu finden. Vor den nächsten Teamsitzungen sind alle angespannt, weil sie schon erwarten, dass es wieder ähnlich verlaufen wird. Ungünstige Verhaltensweisen nehmen zu, der Konflikt weitet sich aus.

 

5. Tine wird zur heimlichen Leitung

Was passiert in solchen Situationen? Dadurch dass Sabine sich über Tine ärgert, bekommt Tine Macht und Aufmerksamkeit. Das Verhalten von Tine beeinflusst das gesamte Team. Sabine wird sich Wege überlegen, wie sie Tine einbinden kann und wie sie sie überzeugen kann.

Je mehr sich Sabine über Tine ärgert, desto mehr Macht bekommt Tine. Da werden dann bestimmte Themen in Teamsitzungen nicht mehr angesprochen, weil sonst die Stimmung wieder kippen könnte.

Mit Tine werden im Vorfeld Kompromisse gesucht, damit sie bestimmte Entscheidungen mitträgt. Und weil Sabine Harmonie sehr wichtig ist, versucht sie fortan Konflikte mit Tine zu vermeiden. So wird Tine zur heimlichen Leitung im Team.

Das ist das, was immer passiert: Wenn du dich über jemand anderen ärgerst, gibst du dieser Person Macht über dich. Denn du lässt zu, dass jemand anders mit seinem Verhalten Einfluss darauf erhält, wie du dich fühlst. Du übernimmst nicht die Verantwortung für dich und dein Leben, sondern lässt zu, dass jemand anders dich manipuliert.

 

Wir sind selbst verantwortlich

Für unsere Emotionen sind wir allerdings selbst verantwortlich. Also ob du dich über ein noch so blödes Verhalten ärgerst oder nicht, entscheidest du selbst, Diese Entscheidung läuft allerdings so schnell ab, dass wir das meistens nicht bemerken.

Deshalb haben wir schnell das Gefühl, dem anderen dann ausgeliefert zu sein. Du kannst dir die Macht über deine Gefühle aber auch wieder zurückholen. Du entscheidest, wie du dich fühlst! Stell dir einfach mal vor, wie Sabine auf Tine reagieren würde, wenn sie gerade frisch verliebt wäre.

Das kennst du von dir bestimmt auch: dass du auf dasselbe Verhalten eines Kindes ganz unterschiedlich reagierst. Je nachdem, wie es dir gerade geht. Und da triffst du unbewusst eine Entscheidung über deine Emotionen.

 

Was kann Sabine tun?

Sabine könnte sich zum Beispiel bewusst machen, dass es noch viel schlimmer sein könnte: „Zum Glück habe ich nur eine Tine!“ Oder sie könnte sich selbst den Satz sagen: „Zum Glück bin ich keine Kakerlake in Sibirien!“ (Die erfrieren nämlich) – damit gibt sie ihrem System den Impuls anders zu reagieren.

Sie könnte sich auch daran freuen, dass sie viele andere tolle Mitarbeiterinnen hat und könnte ihre Aufmerksamkeit auf diese Kolleginnen richten. Sie könnte auch den Gedanken denken: „Jeder Mensch, der mir begegnet ist ein Engel – er bringt mir ein Geschenk, an dem ich weiter wachsen kann!“ Dadurch verändert sich die Sichtweise und somit das Gefühl.

Und das ist ein wunderbarer Weg um sich die Macht über das eigene Leben wieder zurückzuholen. Denn all die Menschen, über die du dich ärgerst bekommen mehr Macht über dich, als dir lieb ist.

Letzte Woche auf der Leitungsweiterbildung wurde wieder deutlich, dass es in vielen Teams eine sogenannte heimliche Leitung gibt – nämlich die eine Mitarbeiterin, über die sich die Leitung so ärgert, dass sie ihr eigenes Verhalten an dem Verhalten der Mitarbeiterin ausrichtet.

Und das passiert bei Eltern, Kollegen und Kindern gleichermaßen. Probier doch einfach mal aus, wie sich das verändert, wenn du entscheidest, dich nicht mehr zu ärgern.

Musst du dann das Verhalten des anderen gut finden? Nein natürlich nicht, es geht nur darum, dich nicht mehr zu ärgern.

Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren. Und eine wunderschöne, entspannte Woche!

Danke 🙂

…dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Artikel zu lesen.

Hat er dir gefallen? Hast du eigene Erfahrungen dazu, oder eine Frage? Dann schreib´ uns hier in die Kommentare, das würde mich riesig freuen!

Und denk immer daran: Wenn die Erzieher glücklich sind, geht es den Kindern gut. Und gemeinsam schaffen wir eine Welt, in der es sich zu leben lohnt!

Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Tag!

unterschrift-uli

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Bild: ©Prazis / fotolia.com

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