Einen Sack Flöhe hüten?! – So gelingt Kita Leitung

So schön, dass du da bist und danke von ganzem Herzen fürs Lesen, Weitererzählen, kommentieren… Immer öfter komme ich jetzt in Teams und werde von Leitung und Mitarbeiter*innen begrüßt mit Worten wie:

„Wir kennen dich ja schon, wir lesen seit Monaten deine Artikel oder hören deine Podcasts.“

Das ist wirklich schön und ich freue mich, dass wir gemeinsam eine Welt erschaffen können, in denen Kinder das Wichtigste überhaupt – nämlich eine glückliche Kindheit – mitnehmen können in ihr weiteres Leben.


 

Kita – Leitung im Wandel

Da ich in den letzten Wochen mit vielen Leitungen zusammengearbeitet habe, in Fortbildungen, im Coaching und natürlich auch in der Leitungsweiterbildung – möchte ich heute gerne mal einen Artikel speziell für Leitungskräfte schreiben.

Können die anderen den auch lesen? Natürlich! Denn auch du leitest – die Kinder, die Eltern oder vielleicht auch Praktikanten.

Also, wer weiterlesen will – viel Spaß und Inspiration dabei!

Im ersten Teil gibt es ein super interessantes Beispiel zur Menschenführung – im zweiten Teil bekommst du meine Tipp-Checkliste.

Du bist mehr als pädagogische Fachkraft oder Erzieher*in - du bist eine Zukunftsfee

Leitung werden ist nicht schwer, Leitung sein dagegen…

Der Leitungsjob in einer Kita ist mit einer Menge Herausforderungen verbunden – keine Frage. Denn als LeiterIn hast du einerseits die Verantwortung für die Kita, die MitarbeiterInnen und alles Weitere. Andererseits sind deine Möglichkeiten durch den Träger doch häufig stark eingeschränkt.

Dazu kommt, dass durch die Veränderungen der Kita-Welt ganz neue Themen auf die Tagesordnung gekommen sind. Zum einen waren die Teams früher meist viel kleiner als heute.

Zum anderen haben früher viele Gruppen in herkömmlichen Kontexten – sprich feste Gruppen – gearbeitet. Da hatten die MitarbeiterInnen – zumindest erlebe ich das so – häufig einen großen individuellen Handlungsfreiraum. Einen roten Faden als übergeordneteres Konzept in der Kita gab es eher seltener.

 

Das Problem flacher Hierarchien

In vielen Kitas ist die Leitung zwar die Leitung aber nur bedingt die Chefin. Das gute Miteinander steht im Vordergrund, die MitarbeiterInnen arbeiten gerne relativ eigenständig und bei vielen Themen wird die Entscheidung demokratisch getroffen.

Näheres dazu habe ich schon mal in einem Artikel zum Thema „Die heimliche Leitung“ beschrieben.

Also alles in allem ist Leitung sein einfach ein toller und eben herausfordernder Job. Besonders wichtig und gnadenlos unterschätzt wird zumeist das Thema „Mitarbeiterführung“. Denn MitarbeiterInnen, die sich gesehen und geschätzt fühlen, sind motiviert und packen gerne mit an.

In der Arbeit mit den Kindern haben wir verstanden, wie wichtig es ist, auf jedes Kind individuell zu schauen und zu beobachten, was dieses Kind gerade braucht, um sich gut entwickeln zu können. Bei Eltern oder gerade auch bei MitarbeiterInnen machen wir das so selten. Dabei gibt es so wunderbare Tools, gerade für die Menschenführung.

 

Es steht ihr ins Gesicht geschrieben

Zwei TeilnehmerInnen haben vor kurzem miteinander diskutiert. Dabei waren für die eine Teilnehmerin Details sehr bedeutsam, während die andere Teilnehmerin eher den Blick für das große Ganze hatte und das Thema schnell abschließen wollte.

Die beiden haben sich im Thema festgefahren, ohne zu erkennen, dass sie jeweils einen anderen Fokus auf das Thema haben. Einfach aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur.

Was „schiefläuft“ ist beispielsweise anhand der Gesichtsstrukturen der einzelnen Menschen erkennbar. Denn die eine Teilnehmerin hatte einen sehr kleinen Abstand zwischen beiden Augen, die andere einen sehr viel größeren.

Aus der Physiognomie weiß man, dass die einen Menschen eher detailverliebt sind, die anderen eher den Überblick behalten – das nennt man global. Wenn du das als Leitung weißt, kannst du in Diskussionen oder Teamsitzungen natürlich ganz anders intervenieren. Weil du beide Sichtweisen verstehest und so vermitteln kannst.

 

Wir mögen, was wir kennen

Denn was passiert sonst häufig? Als Leitung sympathisiert du sonst mit der Mitarbeiterin, die ähnlich denkt, wie du selbst – einfach, weil dir das vertraut ist. So entstehen ganz unnötig Konflikte und die Kompetenzen einzelner MitarbeiterInnen bleiben ungenutzt und liegen brach.

Während beispielsweise die Detailverliebtheit der einen MitarbeiterIn beim Formulieren einer Einladung eher störend sein kann, ist sie im Bezug auf die Abrechnung des Essensgeldes sehr hilfreich.

Und so gibt es über zwanzig verschiedene Gesichtsstrukturen, die Rückschlüsse auf die Persönlichkeit eines Menschen erlauben. Nicht als Typisierung, um ihn in eine Schublade zu stecken.

Sondern als Unterstützung, um besser verstehen zu können, wie der Mensch tickt, was er braucht und wie er geführt werden will.

 

Jede*r braucht eine andere Ansprache

Genauso ist es einfach hilfreich zu erkennen, wie motiviert die einzelne MitarbeiterIn ist und welchen Führungsstil sie benötigt, um ihr volles Potential auszuschöpfen. Ich erlebe immer wieder Leitungen, die von ihren Mitarbeitern dieselbe Leistung oder das gleiche „Mitdenken“ verlangen, das sie selbst an den Tag legen.

Aber jeder Mitarbeiter ist anders und braucht eine andere Ansprache. Und genau das Gleiche gilt natürlich für Eltern. Denn auch jede Mama oder jeder Papa hat seine ganz eigene Persönlichkeitsstruktur.

 

Mitarbeiter wollen geführt werden – Checkliste für deinen Alltag

  1. Prüfe zunächst einmal, ob du deine Mitarbeiterinnen als Kollegen oder Mitarbeiterinnen bezeichnest. Wenn du führen möchtest, hast du keine KollegInnen – sorry. Dann sind das deine MitarbeiterInnen.
  2. Nimm dir mal eine ruhige Minute und prüfe nach, ob du von all deinen Mitarbeitern das gleiche erwartest. Falls ja, mach dir bewusst: Menschen sind verschieden und brauchen eine unterschiedliche Ansprache. Bsp: für einen Marathonläufer ist es simpel zehn Kilometer zu laufen. Jemand anders wäre damit heillos überfordert. Es ist okay von unterschiedlichen Menschen Unterschiedliches zu erwarten
  3. Mach dir bewusst, welche Tools der Mitarbeiterführung dir bekannt sind, hole sie aus der Versenkung und beginne sie zu nutzen
  4. Probiere doch mal aus, welche deiner Mitarbeiter aufblühen, wenn du ihnen in kleinen Schritten mehr Verantwortung überträgst und wer entspannter wird, wenn er mehr begleitet wird
  5. Erstelle mal eine eigene Einschätzung welche deiner MitarbeiterInnen welche Anleitung benötigen und überlege, wie du sie bestmöglich fördern kannst. Denn motivierte MitarbeiterInnen bleiben gerne. Und die alte Unternehmensregel gilt genauso für Kitas wie für alle anderen Unternehmen: Mitarbeiter, die kündigen, verlassen nie das Unternehmen, sie verlassen immer die Führungskraft.

Ich weiß, dass die Arbeit mit Erwachsenen manchmal einem Sack Flöhe gleicht und ich weiß, dass es manchmal zum Mäusemelken ist.

Dennoch oder gerade deshalb wünsche ich mir für dich, dass du in einem tollen stabilen Team arbeiten kannst. Und dass dir die Führung deiner MitarbeiterInnen vielleicht auch mithilfe der fünf Tipps leichter gelingt.

Falls du jedoch mehr lernen möchtest in Bezug auf Mitarbeiterführung und wissen möchtest, wie du in den Gesichtern und im Verhalten deiner Mitarbeiter „lesen“ kannst, dann komm gerne in unsere Weiterbildung „Leiten lernen“ (>>hier klicken für weitere Infos & Termine!).

Dort bekommst du meine besten Tools zur bedürfnisorientierten Mitarbeiterführung. Und es ist erstaunlich zu sehen, wie einfach Führung gelingt, wenn man weiß wie.

Und ganz ehrlich macht einfach so viel Freude mit Menschen zu arbeiten, wenn man weiß, wie man sie zum Strahlen bringt.

Ich wünsche dir unendlich viel Freude in deinem Alltag und sende dir Herzensgrüße!

Alles Liebe für dich und lass dein Glück strahlen!

Danke 🙂

…dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Artikel zu lesen.

Hat er dir gefallen? Hast du eigene Erfahrungen dazu, oder eine Frage? Dann schreib´ uns hier in die Kommentare, das würde mich riesig freuen!

Und denk immer daran: Wenn die Erzieher glücklich sind, geht es den Kindern gut. Und gemeinsam schaffen wir eine Welt, in der es sich zu leben lohnt!

Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Tag! – Lass Dein Glück strahlen!

unterschrift-uli

3 Kommentare

  1. Soigun Pohl

    Das liest sich gut, ist aber noch viel kompakter und schwieriger!

    • Bernd Bott

      Hallo Sigun,

      was genau meinst Du mit „kompakter und schwieriger“?

      Lg, Bernd

  2. Katja

    Hallo Uli und Bernd,

    ich bin eine Erzieherin und im Moment in einer Umorientierungsphase. Nach 20 Jahren Gruppenleitung mit Erfahrung als stellvertretende Leitung und kommissarische Leitung reizt es mich eine kleine Kita zu leiten. Ich arbeite mit Herzblut mit Kindern zusammen und finde meine Arbeitseinstellung in eurem Bild vom Kind wieder. Die Leitung einer kleinen Einrichtung kommt meiner Vorstellung entgegen, nicht nur Verwaltungsaufgaben zu übernehmen, sonder „am Kind“ dranzubleiben. Euer Artikel hat meinen Blickwinkel auf diese herausfordernde Arbeit erweitert. Dafür Danke ich euch sehr! Gerne würde ich eure Tipps und Anregungen in meine evtl. Veränderung miteinfließen lassen.

    Liebe Grüße
    Katja

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